aus Lausitzer Rundschau vom 20.12.2017
Spremberg. Absage der Landesgartenschau enttäuscht, aber Spremberger gönnen Beelitz auch den Sieg. Von Annett Igel-Allzeit
Die Stadt Spremberg ist mit ihrer dritten Bewerbung für eine Landesgartenschau in Potsdam abgeblitzt. Der Agrar- und Umweltminister Jörg Vogelsänger (SPD) dankte dem Sieger Beelitz und der Stadt Spremberg, weil sich beide nach ihren Niederlagen zur 6. noch einmal um die 7. Brandenburgische Laga beworben hatten. „Deshalb möchte ich meinen Glückwunsch an die Beelitzer mit dem Versprechen an die Spremberger verbinden, dass wir uns die für die Laga eingereichten Projekte genau ansehen und prüfen werden, was wir gemeinsam umsetzen können.“ Das hatte Vogelsänger 2016, als die Spremberger die Absage für die Laga 2019 zu schlucken hatten, auch versprochen.
Keine Frage, Beelitz hat mit dem Park am Mühlenfließ, dem Umbau der alten Kläranlage zu einer Kultur- und Sportstätte, Hallenschauen in der Kirche Sankt Marien, der Einbeziehnung der Spargelhöfe und der Heilstätten, dem Wasserturm und dem Mühlenberg samt Bockwindmühle und Bullenwiese Großes vor. Elektrobusse sollen als „Spargelexpress“ die Besucher zu den Laga-Orten bringen. Doch während der Förderverein Laga Spremberg verkündet, trotz dritter Absage „gerade jetzt“ nicht aufgeben zu wollen, sind viele tief enttäuscht. „Die Region Spremberg mit ihren energiewirtschaftlichen Problemen, der braunen Spree und ihrer Lage an der Grenze zu Polen und Sachsen hat es aus dieser hauptstadtzentrierten Sicht der Entscheidungsträger bei SPD und Linkspartei naturgemäß etwas schwerer. „Welche Rolle spielt der Ministerpräsident aus Forst, der so gern als Verteidiger der Lausitzer Interessen auftritt, wenn er dabei auf die Bundesregierung schimpfen kann?“, fragt der CDU-Landtagsabgeordnete Raik Nowka. Die Gelegenheit, ein landespolitisches Zeichen für echte strukturelle Unterstützung der Braunkohleregion in Zeiten der Energiewende zu setzen, habe das Kabinett Woidke erneut vertan, so Nowka. Auch sein Partei-Kollege Klaus-Peter Schulze, Bundestagsabgeordneter und zur ersten Laga-Bewerbung noch Bürgermeister von Spremberg, sieht hinter der Absage „wenig Weitblick“. Er sehe Parallelen zu den Plänen der erst einmal abgesagten Kreisgebietsreform: Der periphere Raum werde vernachlässigt. „Bei der Entwicklung der Lausitz ruft die Landesregierung immer nur nach dem Bund, ein strukturförderndes Event wie die Landesgartenschau vergibt sie dann aber an eine Kommune im Berliner Speckgürtel“, so Schulze.
Vor die eigenen Haustür gucken dagegen die Bürger. „Ich gönne das den Beelitzern, die haben sich das verdient. Das ist eine schöne Stadt. Spremberg dagegen hat noch zu viele schmutzige Ecken“, so Burkhard Steffin. Karl-Heinz Krause erinnert sich noch an die Ausstellung zu den Spremberger Landesgartenschau-Plänen vor einigen Jahren: „Mit Orangen-Bäumen. Das war schon toll. Aber wir haben doch gar kein Geld dafür und schaffen es nicht einmal, das Schloss, was wie ein Dornröschenschloss zugewachsen ist, freizuschneiden.“ Günter Söhnel aus dem Ortsteil Schwarze Pumpe dagegen findet es schade, dass Spremberg die Absage kassiert hat. Mit Beelitz sei er gar nicht so glücklich: „Viel Ackerland, auf das sie inzwischen Windräder gestellt haben. Spremberg mit seiner alten Innenstadt wäre die bessere Kulisse“, so Günter Söhnel.
Marco Wentworth, Bereichsleiter für Tourismus in der Spremberger Land GmbH, überraschte die Nachricht. „Gerade nachdem wir hier für die erneute Bewerbung alle noch einmal so viel bewegt hatten, habe ich damit nicht gerechnet. Auch als Tor zum Seenland wäre das für die Region ein Chance gewesen. Mich hat heute Morgen gleich ein Bürger dazu angesprochen.“ Karin Hesse, Geschäftsführerin der Spremberger Land GmbH, rät, sich von der Absage nicht lähmen zu lassen. „Wir sollten schauen, was wir unter den aktuellen Bedingungen aus dem Laga-Konzept trotzdem umsetzen wollen und können und nach finanziellen Möglichkeiten suchen“, sagt sie.
Ganz ähnlich sieht das Frank Meisel, Vorstandvorsitzender des Laga-Fördervereins: „Wir haben mit unserem wirklich guten Konzept einen Masterplan. Es wird nicht alles umgesetzt werden können, und es wird auch langsamer gehen. Wir als Verein werden gerade jetzt erst recht nicht aufgeben.“ Zudem vermutet er, dass die Laga 2022 in Beelitz die letzte Brandenburger Landesgartenschau sein könnte. „Denn wer weiß schon, wann wir wieder europäische Fördermittel dafür bekommen.“ Ob er sich die Laga in Beelitz anschauen werde? Frank Meisel lacht: „Das müssen Sie mich 2022 noch einmal fragen. Ich warte ab, was die Beelitzer auf die Beine stellen. Und vielleicht schaffen wir bis dahin ja in Spremberg auch schon einiges.“
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